<

Statt Abriss: SEZ erhalten UND Wohnungen bauen

Der Berliner Senat plant die Zwangsräumung des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee, um Platz für den Bau von bis zu 500 Wohnungen zu schaffen. Diese Entscheidung hat in der Bevölkerung große Empörung ausgelöst, da das SEZ für viele Berliner:innen ein beliebter Ort der Freizeitgestaltung war.

Das SEZ wurde ursprünglich in den 1980er Jahren als Freizeitbad eröffnet und erfreute sich bis zu seiner Schließung im Jahr 2002 großer Beliebtheit. Mit einer Sauna, einer Eisbahn, Sportplätzen und weiteren Freizeitmöglichkeiten bot es ein breites Angebot für die Bevölkerung. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat der Berliner Senat nun das Grundstück zurückerhalten und plant dessen Umnutzung.

Die Architektur-Studenten Elisabeth Guericke und Ilhun Güngör haben ein Modell entwickelt, das zeigt, dass es möglich ist, das SEZ zu erhalten und gleichzeitig neuen Wohnraum zu schaffen. Ihre Initiative verdeutlicht, dass durch kreative Lösungen sowohl die Wohnungsnot in Berlin gelindert als auch ein Stück Geschichte bewahrt werden kann.

In einem offenen Brief fordern sie den Senat auf, die Abrisspläne zu überdenken. Ihrer Meinung nach könnte eine Sanierung des SEZ anstelle eines vollständigen Abrisses eine umweltfreundlichere Lösung darstellen, da der Abriss eines bestehenden Gebäudes mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden ist. Die beiden Studenten argumentieren, dass der Erhalt von Freizeiteinrichtungen für das soziale Leben in der Stadt von zentraler Bedeutung ist, insbesondere in einer Zeit, in der der Bedarf an solchen Einrichtungen wächst.

Der Senat hingegen hat klare Pläne präsentiert, die die Schaffung neuer Wohnungen und Bildungseinrichtungen in den Vordergrund stellen. Laut den jüngsten Ankündigungen sollen auf dem SEZ-Areal neben den Wohnungen auch eine Schule errichtet werden, um die Infrastruktur für die neuen Bewohner:innen zu verbessern.

Es gibt bereits eine Petition, die sich gegen den Abriss des SEZ richtet. Die Initiatoren dieser Petition argumentieren, dass Berlin seit zwei Jahrzehnten kein modernes Erlebnisbad mehr besitzt und die vorhandenen Freizeiteinrichtungen nicht ausreichen, um den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden. Sie fordern, dass das SEZ als Freizeitstätte wieder eröffnet wird, um den Bewohner:innen der Stadt eine Anlaufstelle für Sport und Erholung zu bieten.

Die Petition hat bereits mehrere tausend Unterschriften gesammelt und die Organisatoren hoffen, dass sie genug Unterstützung mobilisieren können, um eine Volksinitiative beim Berliner Senat einzureichen. Wenn die Petition 20.000 Unterschriften erreicht, ist der Senat verpflichtet, das Anliegen zu prüfen.

Die Diskussion über den Erhalt oder Abriss des SEZ spiegelt wider, wie komplex die Herausforderungen sind, mit denen Städte heute konfrontiert sind. Während die Schaffung von Wohnraum in vielen urbanen Gebieten oberste Priorität hat, geraten vorhandene Freizeit- und Sporteinrichtungen zunehmend in den Hintergrund. Dies wirft die Frage auf, wie Städte eine Balance zwischen neuem Wohnraum und der Erhaltung von sozialen Treffpunkten finden können.

Die Situation um das SEZ ist noch nicht entschieden. Während die Zwangsräumung unmittelbar bevorsteht, bleibt abzuwarten, ob der öffentliche Druck und alternative Vorschläge zu einem Umdenken bei den Verantwortlichen führen werden. Ein möglicher Kompromiss könnte darin bestehen, bestimmte Teile des SEZ zu erhalten und diese in die neuen Pläne zu integrieren, um sowohl Wohnraum als auch einen Ort der Freizeitgestaltung zu schaffen.

Zusammenfassend ist die Debatte um das SEZ in Berlin-Friedrichshain ein Beispiel dafür, wie städtische Entwicklungen stets in einem Kontext von sozialen, kulturellen und ökologischen Überlegungen betrachtet werden müssen. Der Ausgang dieser Auseinandersetzung könnte wegweisend sein für zukünftige städtebauliche Projekte in Berlin und darüber hinaus.

Veröffentlich
 in Kategorie: 
Politik

Mehr aus dieser

 Kategorie

Alle anschauen