Die Floskel „stets bemüht“ im Arbeitszeugnis klingt zwar positiv, bedeutet aber oft das Gegenteil. Wie t-online in seinem Karriere-Ratgeber erläutert, deutet diese Formulierung darauf hin, dass der Arbeitnehmer sich zwar angestrengt hat, die Ergebnisse aber unzureichend waren. Auch andere scheinbar positive Aussagen wie „zeigte stets Interesse“ oder „war beliebt“ können laut arbeitszeugnis-bewerten.de versteckte Kritik enthalten.
Diese verschlüsselte Sprache in Arbeitszeugnissen entsteht durch den Zwiespalt zwischen der Pflicht zur Wahrheit und dem Wunsch, dem Arbeitnehmer nicht zu schaden. Das Zeugnis soll eine realistische Leistungsbewertung liefern, darf aber die Jobsuche nicht erschweren. Sven Astheimer erklärt in der FAZ, dass Arbeitgeber daher Formulierungen wählen, die oberflächlich gut klingen, aber für Eingeweihte eine negative Bedeutung haben.
Carolina Harbs schreibt im Karrieremagazin, dass Arbeitszeugnisse heutzutage voller solcher kodierten Formulierungen sind und deshalb genau interpretiert werden müssen. Die Bewertungsskala reicht von „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ (sehr gut) bis zu „war stets bemüht“ (ungenügend). Die einzelnen Noten unterscheiden sich oft nur durch feine sprachliche Nuancen, wie die Verwendung von Zeitwörtern und Superlativen.
Arbeitszeugnis-bewerten.de analysiert gängige Formulierungen und ihre tatsächliche Bedeutung. So wird beispielsweise der Satz „Seine Zuverlässigkeit gab nie Grund zur Beanstandung“ als versteckte Kritik interpretiert, da Zuverlässigkeit eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Auch passive Formulierungen wie „Ihm wurden im Rahmen des Arbeitsverhältnisses folgende Aufgaben übertragen“ lassen auf mangelnde Eigeninitiative schließen.
Neben der Leistungsbewertung liefert auch der Schlusssatz wichtige Informationen. T-online erklärt, dass „Der Kündigungsgrund ,auf eigenen Wunsch‘“ für einen positiven Wechsel spricht, während „wird das Arbeitsverhältnis in beidseitigem Einvernehmen beendet“ auf Konflikte hindeutet. Fehlen Standardfloskeln zum Sozialverhalten, wie „Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets vorbildlich“, kann dies ebenfalls ein Warnsignal sein.
Experten empfehlen Arbeitnehmern, ihre Zeugnisse sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls Verbesserungen zu verlangen. Püttjer - Schnierda erläutert auf ihrer Webseite, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Leistungen und Erfolge positiv darzustellen, ohne die verklausulierte Zeugnissprache zu verwenden. Statt „stets bemüht“ sollten Formulierungen gewählt werden, die konkrete Ergebnisse und Erfolge betonen.
Quellen:
- Harbs, Carolina: „Er war stets bemüht“ - Zeugnissprache erklärt. Karrieremagazin.
- Astheimer, Sven: Er war stets bemüht. FAZ.
- Kloft, Mauritius: "Stets bemüht": So entschlüsseln Sie Codes im Arbeitszeugnis. t-online.
- Merkens, Tanja: arbeitszeugnis-bewerten.de.
- Püttjer - Schnierda: Er hat sich stets bemüht ▷Note, Bedeutung 12x besser.